Paradoxe Denkfehler und Gedankenfallen beim Escape Room Spielen
Was haben Ockhams Rasiermesser, der Hard-Easy-Effekt oder Funktionale Fixierung mit Escape Rooms zu tun? Was ist das überhaupt? Das wollen wir in diesem Blogpost beantworten. Hinter unseren Denkmustern stehen verschiedene Prinzipien, die unsere Entscheidungen ein Rätsel zu lösen beeinflussen. Wolltest du schon immer wissen, was dein Gehirn während eines Escape Games so macht? Wir versuchen es hier zu erklären.
Alle die schon einmal ein Escape Room Spiel erlebt haben, kennen diese Situation: Dinge, die eigentlich ganz logisch scheinen, sind es im entscheidenden Moment im Spiel eben nicht. Wenn am Ende die Erklärung kommt, greifen sich viele auf die Stirn und wundern sich, wie sie die nun offensichtliche Lösung nicht sehen konnten.
Die gute Nachricht zuerst: So geht es uns allen und es gibt dafür sogar eine logische und psychologische Erklärung. Das liegt nämlich an gewissen Prozessen, die während einer Stresssituation unser Denken beeinflussen können.
Bei einem Exit The Room Game in Wien, gibt es einen Zeitfaktor. Du und dein Team stehen unter Stress, möglichst schnell alle Aufgaben und Rätsel zu lösen, um so rechtzeitig zu entkommen. Aber was passiert genau? Es geht um sogenannte Bias (Vorurteile oder vorgefertigte Meinungen) die das Bild der Realität verzerren. Hier einige Beispiele:
Subjekt-Erwartungs - Effekt
Die Erwartung macht buchstäblich blind. Du hast eine gewisse Erwartung an einen Gegenstand oder eine Situation und schließt deshalb jegliche andere Möglichkeit aus.
Beispiel Escape Game:
Du hast einen Gegenstand schon einmal verwendet, oder glaubst dieser ist nicht hilfreich und ziehst deshalb nicht in betracht, ihn zu verwenden.
Hard-Easy-Effekt
Wie der Name schon verrät (Hart-Leicht-Effekt) wird zuerst eine schwerere oder komplizierte Möglichkeit gewählt, um ein Problem zu lösen. Das passiert in Escape Room Spielen ziemlich häufig. Viele SpielerInnen sagen am Ende eines Spieles “Wir haben zu kompliziert gedacht”, anstatt simplere Antworten zu finden. Wir als Gamemaster erinnern immer daran, dass die Aufgaben in Escape Games zwar herausfordernd sein sollen, aber für alle TeilnehmerInnen möglich zu lösen sein müssen.
Beispiel Exit Room:
Statt einen Code (1234) einzugeben, wird der Code Rückwärts (4321) ausprobiert.
Verfügbarkeitsfehler
Bei diesem aus der Kognitionspsychologie stammenden Begriff handelt es sich um ein Urteil, welches darauf aufgebaut ist, wie wahrscheinlich etwas passieren kann. Das heißt eine Lösung scheint möglich oder nicht möglich, je nachdem wie sehr du dir das aufgrund deiner Erfahrungen vorstellen kannst. So ein Verfügbarkeitsfehler passiert vor allem SpielerInnen, die das erste Mal ein Escape Spiel machen. Erfahrene Spieler wissen, dass in solchen interaktiven Live-Escape-Games unerwartete Dinge passieren können.
Beispiel Open The Door Spiel:
Eine Gruppe muss ein Rätsel lösen und dazu 5 Mal in die Hände klatschen. Unerfahrene Spieler könnten glauben, dass dies nichts bringt und den Hinweis übersehen oder ignorieren. Aber Achtung - in Escape Spielen solltest du dir alle Möglichkeiten offen lassen.
Funktionale Fixiertheit
Ähnlich wie zuvor wird einem Objekt eine bestimmte Eigenschaft zugeschrieben und diese fixiert. Eine andere Handhabung, Anwendung oder Strategie wird dadurch verhindert. Es handelt sich um eine mentale Limitation des Gehirns einem Gegenstand nur eine fixe Funktion zuzuschreiben.
Beispiel Escape The Room:
Im Spiel gibt es eine Lampe - diese gibt Licht. Damit ist sie für dich nicht mehr interessant, weil ihre Funktion für dich stimmt. Dieselbe Lampe könnte aber durch ein im Spiel gelöstes Rätsel das Licht wechseln und mit UV-Licht einen Hinweis aufdecken.
Wahrscheinlichkeitsvernachlässigung
Damit ist die Tendenz gemeint eine Entscheidung (die mit einem Risiko verbunden ist) falsch einzuschätzen, zu ignorieren oder zu überschätzen. Das heißt die tatsächliche Wahrscheinlichkeit wird nicht in betracht gezogen, um Entscheidungen zu treffen.
Beispiel Escape Spiel:
Bei Escape Game Spielen ist das beste Beispiel das Fragen nach Hinweisen. Hier gibt es zwei Arten von Teams: Solche die ständig nachfragen, weil sie Angst haben sonst nicht fertig zu werden und solche Teams, die gar nicht fragen wollen, weil sie denken, Hilfe werde nicht benötigt oder die Zeit falsch einschätzen.
Prinzip der Parsimonie oder Ockhams’ Rasiermesser
Dieses Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Die einfachste und direkte Erklärung ist die richtige Lösung. Diese Idee geht zurück bis zu Aristoteles Zeiten. Gibt es mehrere Ideen, ist es am besten die simpelste Lösung auszuwählen.
Beispiel Fluchtspiele:
Du hast einen Schlüssel gefunden. Was solltest du damit machen? Genau! Etwas aufsperren. Suche nach dem Schloss und lass dich nicht davon abbringen, bevor du alle verfügbaren Möglichkeiten (Schlösser) ausprobiert hast. Erst dann kannst du ihn beiseite legen oder für später aufbewahren.
Inattentionale Blindheit
Zurück zu unserer Überschrift. Wieso werden scheinbare Objektive Dinge einfach übersehen? Ist es dir schon mal passiert, dass du nach deinem Handy gesucht hast, bist du darauf gekommen bist, dass du gerade damit telefonierst? Das ist inattentionale Blindheit. Das Gehirn schafft es dabei nicht einen sichtbaren, aber unerwarteten Gegenstand wahrzunehmen, weil die Aufmerksamkeit auf einen anderen Gegenstand oder eine Aufgabe gerichtet ist. Das passiert vor allem dann, wenn es besonders viel Stimuli,also Reize gibt, die in dem Moment auf dich einwirken und das ist gerade in Escape Spielen häufig der Fall.
Hier gibt es dazu ein lustiges Video, das du gerne ausprobieren kannst.
Beispiel Room Escape Spiel:
Bei unserem Spiel “Helft Hanna” (ein altes Spiel, das es bei Open The Door in Wien nicht mehr gibt) war die erste Aufgabe der Spieler sich zu befreien. Die Schlüssel hingen an der Decke, sichtbar im Raum. Es gelang vielen Teams nicht, die Schlüssel sofort zu sehen, obwohl sie direkt vor der Nase waren.
Es gäbe noch einige weitere Effekte und psychologische Prinzipien zu entdecken und sie mit dem Escape Spiel in Wien zu vergleichen. Spannend ist, dass der Teil des Gehirns, der für das Rätsel lösen zuständig ist (die fluide Intelligenz) stark mit dem Alter zusammenhängt und potenziell mit steigendem Alter nachlässt. Deswegen ist es auch so wichtig unser Gehirn zu trainieren, z.B. mit Knobeleien und Denkaufgaben, Rätseln oder Codes. Stille/ Lautstärke wirken sich auch auf die Denkfähigkeit aus und natürlich ist auch Stress ein Faktor, der mitspielt, wenn etwas gelöst werden soll.
Ein toller Freizeittipp für Wien sind Escape Spiele allemal und besonders bei unserem Spiel bei Open The Door Wien, kommt die Gehirnleistung nicht zu kurz. Das nächste Mal weißt du nun also auch, woran es liegt, wenn du ein Rätsel schnell löst, oder einmal wo länger brauchst. Hast du noch Beispiele für uns? Schreib uns gerne in die Kommentare!