Was verbirgt sich in Wiens Untergrund?
Kaum jemand weiß, was sich unter den Straßen Wiens verbirgt: Es ist eine ganz andere Welt, die vor allem schaurig ist- aber dafür umso faszinierender! Entdeckt mit uns die Geheimnisse des Lebens- und Sterbens- unter der Stadt Wien.
Wien. Wer die Stadt kennt, wird sie lieben. Malerische Sehenswürdigkeiten, beeindruckende Prachtbauten- eine Stadt, die vor Geschichte und Prunk nur so strotzt. Doch in Wien gibt es noch eine ganz andere Seite.
Genauer gesagt: UNTER Wien! Denn was die meisten nicht wissen: Die gesamte innere Stadt ist von einem dichten Netz aus Bauten unterkellert, die sich allesamt tief im Untergrund verbergen. Hier geht es bis zu drei Etagen nach unten, oft ganze 15 Meter. Um sich davon eine Vorstellung zu machen, kann man davon ausgehen, dass sich unter jedem Haus beinahe so viel unterirdisches Bauwerk befindet wie nach oben hin! Diese Seite der Stadt Wien unterscheidet sich grundlegend von dem beinahe unwirklich scheinenden Glanz und Gloria der Oberfläche: Katakomben, Kanalisation und Kapellen, unterirdische Gräber, Gänge und Gemäuer. Diese geheimnisvolle und gruselig anmutende Stimmung wurde aber mancherorts auch wieder mit Leben gefüllt: So findet man Nachtleben, Restaurants und sogar Luxus-Spas im Wiener Untergrund - Wenn man nur weiß wo man suchen muss! Wir nehmen euch mit in die vergessenen Tiefen unter der Stadt Wien!
Wiener Katakomben - Grabstätten tief unter der Stadt
Michaeler Gruft- Mumien und Gebeine in düsteren Kellergewölben unter der Michaelerkirche
Mumien würde man zuerst in Ägypten vermuten - aber mitten in Wien? Dabei habt ihr ganz richtig gehört! Die Michaelerkirche ist eine der ältesten Kirchen in Wien und wurde bereits um 1200 errichtet. Damals lag der zugehörige Friedhof noch oberirdisch. Aufgrund der Nähe zur Hofburg wurde dieser um 1500 auf Verlangen Kaiser Maximilians jedoch in eine unterirdische Gruft verlegt.
Die konstanten Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit führten dazu, dass etwa 20 von über 4000 Leichen mumifiziert wurden! In den düsteren Kellergewölben voller Särgen kann man noch heute die verzerrten Gesichtszüge der Toten sehen, in Wandnischen finden sich Knochen und Schädel. Salvatorianer-Mönche bieten private Führungen durch die Gruft an. Diese kosten 42 Euro pro Gruppe und können unter Gruftführungen vereinbart werden.
Die Kapuzinergruft: Letzter Ruheort der Kaiser
Wem nach der düsteren Atmosphäre der Michaelergruft wieder nach ein bisschen Prunk zumute ist, sollte sich die schaurig-schönen Gräber der Kapuzinergruft nicht entgehen lassen. Den Beinamen “Kaisergruft” verdient sie sich zurecht: denn hier ruhen die Habsburger Kaiserinnen und Kaiser sowie deren Familienangehörige. Über 150 Gräber sind dort zu finden, aus 400 Jahren Geschichte eines Reichs, das damals kaum zu begreifende Ausmaße erreicht hatte. Ihre Särge sind dementsprechend prächtig verziert- doch auch die gesamten Räumlichkeiten wurden von den bedeutendsten Künstlern ihrer Zeit gestaltet.
Eine Besichtigung des prachtvollen Friedhofs im Untergrund ist am Wochenende von 10 bis 18 Uhr, an Wochentagen von 10.30 Uhr bis 17 Uhr möglich. Erwachsene zahlen 8 Euro Eintritt, Jugendliche 4,80 Euro und Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt.
Mehr Infos gibt es unter: Kapuzinergruft Wien
Katakomben am Stephansdom
Wer über den Stephansplatz schlendert oder das beeindruckende Bauwerk des Doms bewundert, ist sich wohl in den seltensten Fällen bewusst, dass er sich direkt über den sterblichen Überresten von 10.000 Menschen befindet! Betreten kann man die größten Katakomben unter der Stadt Wien vom Stephansdom aus: von dort gelangt man zuerst in die Herzogsgruft. Diese ist frisch renoviert, mit Stein und Marmor gestaltet und bietet einen Anblick, der für viele ganz unerwartet kommt. Anstatt Särgen kann man dort, in Wandnischen hinter verzierten Gitterstäben, Metallgefäße finden. Diese beinhalten die Innereien jener Habsburger Herrscher, deren Gebeine in der Kapuzinergruft verweilen.
Die getrennte Bestattung der sterblichen Überreste diente ursprünglich dazu, die Verwesung der Leichen zu verzögern, wurde dann aber ritualisiert und war dem Herrscherhaus vorbehalten.
Von hier aus geht es weiter in den ältesten Teil der Wiener Katakomben, die Bischofsgruft und Domherrengruft. Dem Namen nach ist bereits offensichtlich, dass hier die höchsten Ränge der Dom-Bischöfe bestattet wurden. Deren Gräber finden sich jedoch hinter Marmorplatten, ihre Körper wurden im Ganzen bestattet.
Der dritte und letzte Bereich, die “neuen Grüfte”, entsprechen genau dem, was man sich unter dem Begriff “Katakomben vorstellt. Schaurige Gewölbe, roher Stein, und die Gebeine von unzähligen Toten. Erst 1744 eingerichtet, dienten sie als Begräbnisstätte für die Wiener Bevölkerung. In über 30 Grabkammern auf mindestens 2 Stockwerken (ein drittes wird zumindest vermutet) unter dem Stephansplatz wurden die Toten gestapelt. Dies ging so lange, bis eine der Kammern voll war- was oft bis zu einem Jahr dauern konnte, der Verwesungsprozess war dann schon voll im Gange. Erst dann wurden sie zugemauert. Verbunden sind diese Kammern durch eine Vielzahl von Gängen, die sich unter dem Stephansplatz hindurchschlängeln, und sogar an die Kellerräume angrenzender Wohnhäuser angeschlossen waren.
Und auch dieser schaurig-spannende Ort kann besichtigt werden! Dies ist ebenfalls nur mit einer Führung möglich, diese sind mit 5,50 Euro Kosten pro Person aber sehr bezahlbar- und jeden Cent wert! Infos zur Buchung sind unter Katakomben verfügbar.
Der Wiener Untergrund- Die Kanalisation unter Wien
Wer richtig tief hinunter möchte in den Wiener Untergrund, kommt um die Kanalisation nicht herum. Das klingt erstmal wenig erbaulich (und einen unangenehmen Geruch kann man sicher nicht umgehen), ist aber sicherlich einen Besuch wert! Nicht zuletzt, da die beeindruckenden Kanalisationstunnel von über 2400 Kilometer Länge Schauplatz eines Films sind, der Wien weltbekannt gemacht hat: “Der Dritte Mann”. Die Hauptperson Harry Limes, ein Penicillin-Schmuggler, liefert sich hier eine Verfolgungsjagd- die wohl berühmteste Filmszene, die je in einer Kanalisation gedreht wurde! Der Drehort kann bei der stadtbekannten “Der Dritte Mann- Tour” besucht werden. Ein besonderes Schmankerl: Die Filmszenen werden groß an die Mauern und Gewölbe der Gänge und Tunnel projiziert und erwecken dabei ein ganz besonderes Ambiente. Denn wer kann denn schließlich schon behaupten, bereits ein Kanalisations-Kino besucht zu haben? Die Tour bietet aber auch einen spannenden Einblick in die unglaubliche Leistung, die im Wiener Untergrund jeden Tag vollbracht wird- und in den Arbeitsalltag all jener Arbeiter in der Kanalisation, die das überhaupt erst möglich machen.
Wer etwas geruchsempfindlich ist und den Abstieg in die Tiefen der Kanalisation und den Wiener Untergrund lieber vermeidet, bleibt trotzdem nicht außen vor. Die Wiener “Jugendstil-Toilette” verdient ihren Namen als schönste- und bekannteste- Toilette Wiens ganz zurecht. Sie liegt tief unter dem Graben und kann für 50 Cent “besichtigt”- und benutzt- werden. Sie war die erste von 50 im Jahr 1905 für die Verbesserung der hygienischen Zustände in der Stadt errichteten “Bedürfnisanstalten”. Heute steht sie unter Denkmalschutz, ist dabei aber weiterhin in Betrieb. Optisch hat sich nichts verändert: in Anbetracht der Ausstattung und Einrichtung im Jugendstil wird mal also in eine ganz andere Zeit zurückversetzt.
Leben in der Kanalisation
Dass ein unwirklicher Ort im Untergrund Wiens auch als Lebensraum dienen kann, mag man kaum glauben. Dennoch waren die weit verzweigten Gänge, Tunnel und Schächte der Kanalisation um das Jahr 1900 ein Rückzugsort und Arbeitsplatz für einige hunderte Menschen. Obdachlose und Ausgestoßene hausten dort in den ungenutzten Kammern. Viele verdienten sich einige Groschen mit menschenunwürdigen Arbeiten: Das Suchen von verlorenen Münzen oder Metall der Bevölkerung über der Erde war dabei noch die lukrativste Option. Andere durchfischten das Abwasser nach Fettresten, die sie für einen Hungerlohn an die Seifensieder der Stadt verkaufen konnten. Der wohl härteste Job war allerdings das Zusammensuchen von Tierknochen, um sie aus der Kanalisation zu entfernen und so ein Verstopfen der Rohre zu verhindern. Die dort im Untergrund Lebenden blieben natürlich nicht unbehelligt. Viele mussten klauen, um sich irgendwie ernähren zu können. Doch musste man sich einmal vor der Polizei verschanzen, so verfügte der Wiener Untergrund sogar über eine belagerungsfeste Kammer, die den Namen “Zwingburg” trägt. Direkt unter dem Schwarzenbergplatz gibt es nämlich eine Kammer, die nur über einen sehr tiefen Schacht hinweg zu erreichen ist. Zogen die Bewohner der Wiener Unterwelt die Holzplanke ein, die diesen überquerte, waren sie vor Eindringlingen aus der beinahe fremden Welt ÜBER der Stadt sicher.
Unterirdisch- Vorbereitungen für den Kriegsfall
Geheime U-Bahntunnel
Dass die Stadt Wien von einem dichten Netz an U-Bahn-Tunneln durchzogen ist, ist wohl jedem bekannt. Doch es scheint einige Tunnel zu geben, von denen die Öffentlichkeit nichts weiß! Das geheimnisvolle Gleis 0- von der Rossauer Lände zum Stephansplatz- ist mittlerweile bekannt, und nur einer von zahllosen Versorgungs- und Wartungstunneln. Es wird allerdings spekuliert dass es einen weiteren U-Bahn-Schacht gibt, der absichtlich unter Verschluss gehalten wird: Er soll im Kriegsfall dazu dienen, die Bundesregierung vom Volkstheater in den Regierungsbunker zu bringen. Ob dieser wirklich existiert und wo genau er verläuft, ist bis heute allerdings nicht bekannt. Auch die Existenz dieses Regierungsbunker ist erst seit 2010 bekannt geworden und war vorher unter Verschluss. Unter dem Flakturm gibt es nicht nur Schlaf- und Arbeitsmöglichkeiten für Kanzler und Regierung im Katastrophenfall- auch ein eigenes TV-Studio ist verbaut, um die Bevölkerung informieren zu können.
Luftschutzbunker
Doch auch für die Bevölkerung gab es Luftschutzbunker. Viele davon stammten aus der Zeit der Nationalsozialisten und wurden später wieder aufgelöst. Mitten im 9. Bezirk, im Arne-Carlon-Park, kann noch einer dieser alten Bunker besichtigt werden. Der Erinnerungsbunker, angeschlossen an das Bezirksmuseum des 9. Wiener Bezirks, zeigt eindrucksvoll die Enge und Bedrängnis, die jene Menschen erleben mussten, die dort vor den Luftangriffen des zweiten Weltkriegs zuflucht fanden.Geführte Besuche dorthin können im Museum (Wiener Bezirksmuseum 9 Alsergrund - Bezirksmuseum - Erinnerungsbunker ) vereinbart werden und werden dann von Schülerinnen und Schülern einer angrenzenden Projektschule betreut. Der Eintritt ist freiwillig, Anerkennung für die gemeinnützige Arbeit sind aber sehr willkommen.
Besonders spannend: es gab sogar ein unterirdisches Wiener Spital! Das Lainzer Krankenhaus richtete für den Kriegsfall komplett ausgestattete Operationsbunker ein- mit allem was dazugehört.
Foltermuseum im Luftschutzbunker
Einen weiteren Einblick in einen ehemaligen Bunker kann man im Wiener Foltermuseum bekommen. Es befindet sich direkt neben dem Haus der Meeres, in einer Nebenstraße der beliebten Einkaufsmeile der Mariahilfer Straße. Der Fokus liegt dort zwar nicht mehr auf der ehemaligen Funktion, gruselig-informativ bleibt es im Wiener Untergrund aber trotzdem! Da die unterschiedlichen Foltermethoden aber recht lebensnah dargestellt werden, ist dieses Museum unter der Stadt Wien nichts für schwache Nerven! Infos zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen gibt es unter Foltermuseum Wien.
Zurück in die Gegenwart
Doch in den weitverzweigten Kellern des Wiener Untergrunds gibt es nicht nur Gruseliges und Einschüchternes zu erleben: auch die Freizeit- und Genuss-Szene weiß es, die wunderschönen Kellergewölbe in Szene zu setzen und in tolle Locations zu verwandeln. Wer nach ausführlichen Entdeckungstouren langsam hungrig wird, kann in den unterirdischen Gewölbehallen des “Zwölfapostelkellers”, einem urigen Wiener Stadtheurigen in mitten des 1. Bezirks, in authentischer Atmosphäre die beliebtesten österreichischen Gerichte probieren. Wenn es danach noch weitergehen soll und die Lust nach historischen Kellergewölben noch nicht gestillt ist, kann auch unterirdisch ins Nachtleben eingetaucht werden. Ehemals erfüllt von Klängen der Jazz-Szene im Wiener Untergrund gibt es heute in der Krypt. Cocktailbar alle Getränke, die das Herz begehrt.
Auch wenn es einem mit dem Wissen um die vielen Katakomben direkt in der Nähe vielleicht etwas murmelig wird, ist das “Aisawan Boutique Spa”, ein Luxus Day Spa direkt neben dem Stephansplatz, immer noch eine tolle Adresse, um sich unterirdisch mit einem hochwertigen Wellnessangebot verwöhnen zu lassen.
Wer sich dagegen nicht untätig zurücklehnen möchte, sondern stattdessen auf der Suche ist nach dem ultimativen, abenteuerlichen Erlebnis im Untergrund Wiens, sollte sich die Escape Games bei Open The Door nicht entgehen lassen! Eine kurze Treppe führt euch hinab in ganz neue Welten- taucht ein in das Abenteuer und stellt euch der Herausforderung, innerhalb von 60 Minuten die kniffligen Rätsel zu lösen. Ob auf der Flucht vor dem tödlichen Fluch der Hexe, auf Forschungsmission gefangen in den großen ägyptischen Pyramiden oder bei der ultimativen Begegnung in der Drachenhöhle, die über Leben und Tod entscheidet: Eure Köpfchen sind gefragt. Bucht gleich euren Spiel-Slot unter https://www.openthedoor.at/de/reservation/