Traumjob - Gamemaster in Escape Room
Nach meinem ersten Monat als Gamemasterin bei OpenTheDoor Wien rekapituliere ich meine ersten Erfahrungen: Erwartungen, die sich erfüllt haben und unerwartete Herausforderungen, an die ich mich erst gewöhnen musste. Was passiert hinter den Kulissen im Büro? Wer steckt hinter den Tipps aus dem Walkie-Talkie? Und ist es tatsächlich der Traumjob, den man sich vorstellt, wenn man die Berufsbezeichnung „GamemasterIn in einem Escape Room“ hört?
Expectations vs. Reality
Als ich vor etwa über einem Monat die Stellenausschreibung „GamemasterIn in einem Escape Room“ entdeckt habe, war es gerade eine Woche her, dass ich den zweiten Escape Room meiner (zugegeben bisher sehr kurzen) „Escape-Room-Spieler-Karriere“ absolviert hatte. Ich war immer noch Feuer und Flamme vom Konzept und den geheimnisvollen und fantasievollen Szenarien, in denen man so perfekt der Realität entfliehen kann- und sei es nur für eine Stunde. Dementsprechend war die Bewerbung schneller getippt als ich Gamemasterin sagen kann, und siehe da, wenige Tage später hatte ich, zu meiner persönlichen Überraschung und Begeisterung, den Job. Jetzt begannen die Gedanken darüber, was mich überhaupt erwarten würde: die Spielergruppen begrüßen und sie durch ihr Escape Room-Erlebnis begleiten, hinter der Kamera die Spiele beobachten, hilfreiche Tipps geben und den Raum in den Pausen wieder in den Originalzustand versetzen. Soweit so gut, das erschien mir übersichtlich. Wobei mir gerade letzteres wohl am meisten Respekt eingeflößt hat. Auch nach meinem eigenen Probespiel und dem ersten gemeinsamen Aufräumen des Raums hatte dieser kaum was von seiner Geheimnisumwobenheit eingebüßt, und es erschien mir quasi unmöglich, mir zu merken, wo alles seinen ursprünglichen Platz fand. Wie sich schon nach wenigen Durchgängen herausstellte war dies aber gar nicht so unmöglich wie es mir zuerst schien, und ich hatte den Dreh (im wahrsten Sinne des Wortes, mit so manchem Schloss hatte ich am Anfang meine Schwierigkeiten) schnell raus. Auch der Spielverlauf und die Rätselabfolge erschienen mir nach einigen beobachteten Spielen mittlerweile logisch und ich konnte zum ersten Mal selbst die Rolle der Tippgeberin übernehmen. Wobei wir bei dem Teil angelangt wären, bei dem ich nach einem Monat immer noch mitten im Lernprozess stecke: Wann ist der richtige Zeitpunkt einen Tipp zu geben? Wie formuliert man diese am besten, um nicht zu viel zu verraten und den Spielfluss trotzdem aufrecht zu erhalten? Wie reagieren die einzelnen Teams auf die Tipps, wer wird eher frustriert, wer eher motiviert durch die folgenden Fortschritte? Und welche Schwierigkeiten treten typischerweise auf, welche Spielabschnitte benötigen besonders viel Aufmerksamkeit? Es macht mir bei jedem neuen Team wieder enormen Spaß, den Spielern zuzuschauen, einen kleinen Einblick in ihre Gruppenkonstellation zu gewinnen und manchmal sogar die Persönlichkeiten einzelner Spieler erahnen zu können. Gerade die Zeit vor dem Monitor mit dem Walkie-Talkie in der Hand ist aber mit Sicherheit viel anstrengender als es klingen mag. Gerade als Neuling muss meine Aufmerksamkeit ständig beim Spiel bleiben, damit ich wichtige Fortschritte im Spielverlauf nicht verpasse und genau im richtigen Moment einspringen kann, wenn es mal nicht so läuft.
Ein Blick hinter die Kulissen
Einen Teil meiner Arbeit, an den ich im Vorfeld zugegebenermaßen kaum Gedanken verschwendet hatte, darf natürlich auch nicht vergessen werden: Organisatorisches, Buchungen, Telefonate und Emails beantworten, typische Büroarbeit also. Aber dafür gibt es ja glücklicherweise genug Zeit, um sich langsam in alles einzuarbeiten. Auch wenn es in den ersten Tagen wie eine nur schwer überschaubare Menge an Infos und Teilaufgaben gewirkt hat, ist es genau diese Vielseitigkeit, die den Job so spannend und kurzweilig macht.
Der viel aufregender „Blick hinter die Kulissen“ ist allerdings der, der ganz wortwörtlich zu verstehen ist: Ich hatte das Glück, meine Arbeit anzufangen, während noch einige Räume im Aufbau sind. Die Einblicke, die ich dort gewinnen konnte, bekommen wohl die wenigstens überhaupt je zu Gesicht. Über grobe Holzkonstruktionen, elektronische und magnetische Detailarbeit, Programmierung und liebevolle künstlerische Gestaltung der Dekoration hin zu Diskussionen im Büro und dem Brainstormen darüber, wie einzelne Rätsel am besten umgesetzt werden können, hat das Beobachten der Fortschritte vor allem eins in mir ausgelöst. Nämlich absolute Bewunderung für die Kreativität, die Teamarbeit und nicht zuletzt die unzählbaren Arbeitsstunden, die in die Konstruktion jedes einzelnen Escape Rooms fließen, um den Spielern das bestmögliche Erlebnis zu bieten.
Und auch wenn die Vereinbarung von einem ungestörten Spielverlauf für unsere Gäste sowie dem möglichst schnellen Vorankommen im Bau der Räume die ein oder andere Herausforderung mit sich bringt, möchte ich persönlich die Erfahrung nicht missen.
Der „Traum“-Teil im Traumjob
Nach meinem ersten Monat als Gamemasterin gibt es sicherlich noch unzählige Details und Arbeitsschritte, mit denen ich erst vertraut werden muss. Die Arbeitstage vergehen wie im Flug mit den immer noch neuen Informationen und diversen Aufgaben, kleinen Pannen und Eventualitäten, die es zu meistern gilt. Dennoch gibt es einen Arbeitsbereich, der für mich ausschlaggebend dafür ist, dass ich diesen Job wirklich also meinen Traumjob bezeichnen kann. Und das sind die wundervollen Menschen, mit denen ich in jeder meiner Schichten zu tun habe. Der persönliche Kontakt zu den Spielern, sowohl persönlich vor und nach dem Spiel sowie währenddessen über Walkie-Talkie, bereichert mich persönlich sehr und zaubert immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Ganz egal ob aufgeregte Escape-Room-Neulinge oder erfahrene Spieler, die teilweise bereits mehr als 50 Spiele hinter sich und die spannendsten Geschichten zu erzählen haben, es wird mit Sicherheit nie langweilig.